Integration auf dem Fußballplatz

Hanau - Dass Fußballvereine für Integration, Toleranz und Fairplay einstehen, ist löblich und bekannt. Der VfR Kesselstadt geht jetzt noch einen Schritt weiter.

Seit rund vier Wochen kümmern sich Christian Russo und C-Jugend-Trainer Orhan Tasdemir beim Fußballtraining auch um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Christian Russo, studierter Politikwissenschaftler und in der Integrationsarbeit der Stadt tätig, kümmert sich in der Flüchtlingsunterkunft Sportsfield Housing mit einem Betreuerteam um die sozialpädagogische Betreuung von 23 Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren.

„Viele der Flüchtlinge, die zum Großteil aus Afghanistan kommen, sind fußballbegeistert“, erzählt Russo. Inzwischen trainiert man einmal wöchentlich freitags auf der Sportanlage des VfR Kesselstadt unweit der Pumpstation. Orhan Tasdemir, Trainer der VfR C-Jugend, hat sich spontan bereit erklärt, das Training der jungen Männer zu übernehmen. Und sie alle sind mit Feuereifer bei der Sache.

Begeistert seien die Jungs aber auch noch immer von einem weiteren „Fußballerlebnis“. Durch Freikarten konnten sie vor kurzem das Champions-League-Spiel des 1. FFC Frankfurt gegen Standard Lüttich verfolgen. „Sie kamen begeistert mit Fähnchen vom FFC Frankfurt zurück“, schmunzelt Russo.

Traum aller jungen Flüchtlinge sei es, möglichst rasch eine Schule zu besuchen und endlich deutsch zu lernen. Auch hätten sie gerne mehr Kontakt mit Jugendlichen, die in Deutschland aufgewachsen sind – vor allem um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. „Sie lernen sehr fleißig deutsch. Wenn ich abends meine Betreuungsschicht antrete, sitzen die jungen Leute oft in ihren Zimmern und fragen sich gegenseitig Deutschvokabeln ab“, erzählt Russo. „Zwei der jungen Flüchtlinge möchten nun sogar ihren Trainerschein machen.“

Krieg und Angst seien die Hauptgründe für die Flucht aus ihren Heimatländern gewesen, einige der Minderjährigen seien schon seit Jahren auf der Flucht und hätten mindestens ein Elternteil verloren. „Jeder Verein hat auch einen sozialen Auftrag“, sagt Russo und erinnert daran, dass der VfR Kesselstadt bereits seit vielen Jahren mit der Integration von Menschen unterschiedlichster Nationalitäten Erfahrungen gesammelt habe.